Im Jahr 2019 durfte ich an den Aufnahmen zu Meyerbeers Oper "Jephtas Gelübde" unter Leitung von Dario Salvi für das Label NAXOS in der Bulgaria Hall in Sofia mitwirken.
Dabei habe ich natürlich die komplette Oper intensiv studiert. Es ist ein wirklich spannendes Werk, dass ich gerne als oratorische Oper beschreibe: ein biblischer Stoff, der szenisch und musikalisch umgesetzt wird und damit nicht nur aus der Zeit der Entstehung der Oper berichtet sondern durch seinen Inhalt noch weiter in der Zeit zurück geht.
Die Musik bietet alles, was man von Meyerbeer erwartet: verspielt, erhaben, trauernd, einladend, groß uvm. ...und in dieser besonderen Oper kommt auch noch das kammermusikalische dazu. Meyerbeer lässt in seinem Finale 3 Priester solistisch singen, die jeweils nur von 2 Gitarren und Harfe begleitet werden. Dieses Moment hat mich sehr gepackt, denn er zeigt, was Oper eben noch alles kann. Speziell die "Grand Opera" mit ihrer großen Besetzung ist meiner Meinung nach nicht die Verpflichtung besonders laut und pompös zu sein, sondern einfach die Möglichkeit eine große Bandbreite bieten zu können. Es ist ein Spiel mit den Möglichkeiten. Die große Besetzung dient einer größtmöglichen Farbpalette und bedeutet nicht automatisch, dass alle Farben zur gleichen Zeit eingesetzt werden müssen. Meyerbeer wusste die Mittel eines großen Orchesters und vieler Gesangsstimmen in Chor und Solo-Ensembles sehr gut einzusetzen und schaffte es eben auch deshalb mit seiner Musik Menschen tief zu berühren.
Aber nicht nur dieser Instrumenteneinsatz ist an der Oper "Jephtas Gelübde" so besonders. Dieses Werk kommt mit sehr langen Dialogen mit vielen alten und schwierigen Worten daher. Für manche ist das vielleicht ein Grund, diese Text schlichtweg zu kürzen - mich fasziniert der Text. Die Texte stammen wirklich aus einer Zeit und fühlen sich heute wahrscheinlich wesentlich sperriger an, als sie damals empfunden wurden. Aber wenn man sich auf sie einlässt, dann führen sie einen wirklich in eine andere Welt, in der allein durch die Wortwahl der Umgang der Protagonisten auf der Bühne stark definiert ist. Diese Dialoge sind so etwas wie ein Rahmen für das Spiel auf der Bühne. Ich wäre sehr gerne dabei, wenn diese Oper eine zeitgenössische Erstaufführung in einem Opernhaus erfährt und würde diese Texte gerne mit zum Leben erwecken. ...Selbstverständlich gilt das nicht nur für die Texte...diese sehr malerische Musik braucht die Bewegung auf der Bühne, das bewegte Bild für den Zuschauer.