· 

Meyerbeer - nur von einer handvoll Stars singbar?

Immer wieder vernimmt man den Satz, dass Giacomo Meyerbeers Werke auch deshalb nicht aufgeführt oder auf den Spielplan gesetzt werden, weil es die Sänger nicht geben würde, die diese schwere Literatur singen könnten.

Selbstverständlich wollte Meyerbeer die besten Sänger für seine Werke  - welcher Komponist möchte das nicht? Ich kenne zumindest auch keinen, der nicht die bestmögliche Aufführung seiner Werke gewollt hätte bzw. auch heute noch will. Aber das bedeutet nicht, dass nur eine handvoll Vokalisten diese Stücke aufführen können. Meyerbeer selbst reiste Sängerinnen und Sängern hinterher, um zu lernen, wie sie singen und worin ihre Stärken bestehen. Und genau dafür komponierte er. Er hatte also meist für seine Werke eine konkrete Vorstellung, wie etwas klingen könnte/ sollte. Aber er war darin nicht festgefahren. Wechselte z.B. in einer Oper die Besetzung, so schrieb er für die Neubesetzung eine andere Arie oder komponierte Ensembles um - deshalb gibt es eben auch mehrere Fassungen seiner Werke. Er versuchte, die bestklingende; überhaupt bestmögliche Version eines jeden Werkes zur Aufführung zu bringen und orientierte sich dabei eben auch an dem, was ihm zur Verfügung gestellt wurde. Die Sänger*innen sollten sich alle bestmöglich präsentieren können und ihre Kunst zeigen können. Auch das ist ein Beleg seiner Kompositionskunst - er konnte mit den verschiedenen Gegebenheiten umgehen und tat das auch flexibel.

Ich verstehe das als einen großen Respekt vor der Kunst und dem Können der Musiker, mit denen er umgegangen ist, denn er vertraute ihnen in ihrer Kunst und gab ihnen mit seinen Kompositionen die Möglichkeit nicht nur sich zu präsentieren sondern auch in ihrer "Komfortzone" zu agieren. Eigentlich eine Möglichkeit, um gerade als Sänger lange stimmlich gesund zu bleiben. Deshalb kann ich den zuerst genannten Satz schwer nachvollziehen. Die logische Konsequenz wäre in so ein Fall doch, wenn eben "die andere Fassung" genommen würde. Wenn die Ausübenden eine bestmögliche Leistung bringen können, dann ist das natürlich auch ein nicht zu unterschätzender Garant für den Erfolg eines Werkes für den Komponisten.

Und mal ganz davon abgesehen: ich glaube ja, dass es heute mehr als nur diese eine handvoll gute Sänger*innen gibt!